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Alarmierendes Resultat neuster Studien

Fresspausen sind schlecht für Pferde!

Pferde sind Pflanzenfresser, die Gräser und Kräuter bevorzugen, gerne aber auch Rinde, Moose oder junge Triebe zu sich nehmen. Wie die meisten Pflanzenfresser sind sie Dauerfresser, denn ihr Magen ist relativ klein. In der Natur nehmen unsere Pferde über den ganzen Tag verteilt, zwar mehrere, aber immer nur kleine Futtermengen auf. So ist ein Pferd unter natürlichen Bedingungen rund 12 bis 14 Stunden pro Tag mit der Futtersuche im langsamen Schritt beschäftigt. Zwischen den Mahlzeiten pausieren Pferde normalerweise freiwillig weder tagsüber noch nachts länger als 3 bis 4 Stunden. Sie fasten auch nicht.

Wissenschaftler fanden heraus: Kontinuierliche Raufutteraufnahme ist ein grundlegendes Bedürfnis von hoher Priorität für jedes Pferd. Eine Fütterungspause sollte nicht länger als 4 Stunden dauern!

Selbst wenn sie nicht fressen, produziert der Magen eines Pferdes ständig zwar benötigte, aber auch höchst aggressive Verdauungssekrete, die unter anderem auch Salzsäure enthalten. Ohne Schutz greifen diese Säuren die Magenschleimhaut und den Darm an und können Geschwüre, Koliken oder andere Störungen auslösen.
Dieser Schutz ist der Speichel, denn er dient als Puffer und hat die Aufgabe, die benötigten Säuren für die eigenen Körperorgane weniger gefährlich zu machen. Während ein Pferd frisst und kaut, wird das Futter eingespeichelt. Der Speichel gelangt mit dem Futter in Magen und Darm und schützt die empfindlichen Organe vor den Säuren, die zur Verdauung benötigt werden.

Je weniger ein Pferd frisst, desto weniger Speichel wird produziert!
Je weniger Speichel, desto mehr gefährliche und zerstörende Säuren im Pferdekörper!
Je länger die Futterpausen mit Leerlauf für den Magen, desto schneller fressen Pferde ihre zugeteilten Heumalzeiten!
Je länger die Futterpausen mit Leerlauf für den Magen, desto mehr Heu benötigt das Pferd! („Rebound-Effekt)

Für 1kg Heu benötigen Pferde je nach Größe und Fressverhalten rund 40 bis 50 Minuten. Theoretisch würde also ein Pferd mit 600 Kg nur 4 bis 6 Stunden benötigen, um seinen Tagesbedarf an Heu zu decken. Je länger Pferde am Stück fressen, desto langsamer wird aber unter natürlichen Bedingungen die Futteraufnahme. Sobald Pferde (vor allem bei Boxenhaltung) merken, dass ihre Futteraufnahme begrenzt ist, schaltet ihr Körper auf „Notfallmodus“. Viele fressen hastig die ganze Portion in kurzer Zeit. Unbewusst verlängern sie dadurch ihre eigenen Fresspausen, da in vielen Ställen meist erst zu spät Nachschub kommt. So verbringen unsere Pferde zusätzlich zu den vielen Stunden tagsüber, auch noch nachts meist zwischen 8 bis 12 Stunden ohne Kauen.

Das heute 1,5 kg kaufähiges Raufutter (Heu und Stroh) als Mindestmenge je 100 Kg Lebendgewicht in der Futterration anzusetzen sind, sollte heute wohl jeder Stallbetreiber und Pferdebesitzer wissen. Natürlich gibt es Pferde, die mehr oder weniger benötigen. Zudem kommt es immer auf Verfassung, Rasse, Größe und Gewicht an. In der Praxis sieht die tägliche Futterration aber meist anders aus!

Viele Stallbetreiber sparen Arbeit und Kosten, indem sie zum Beispiel nur 1 oder 2 Mal pro Tag füttern oder sogar Menge und Qualität des Raufutters reduzieren. Dabei berufen sie sich auf sogenannte Halbwahrheiten und machen besorgten Pferdebesitzern zudem ein schlechtes Gewissen.
„Schließlich sollen unsere armen Pferde nicht zu dick oder zu teuer werden und zu viel Arbeit verursachen!“

Dabei ist doch der Pferdemagen relativ speziell. Ist er voll, verschließt er sich einfach. Pferde können sich nicht übergeben. Sie können erst dann wieder etwas nachschieben, wenn das vorhandene Futter im Magen verdaut und weitergeschoben wurde. Frisst das Pferd also weiter, obwohl der Magen geschlossen ist, kann das zu Verstopfungen, Fehlgärungen und anderen Problemen führen. Das ist noch ein Grund, weshalb es nicht gut ist, dem Pferd nur einmal am Tag eine große Portion Futter hinzuwerfen. Es braucht mehrere kleine Portionen am Tag.

Pferde öfter und in mehreren Portionen füttern
– das ist eine einfache und natürliche Lösung!

Heute in Zeiten von Work-Life-Balance, Freizeitausgleich und familienfreundlichen Arbeitszeiten will aber kaum jemand abends um 23.00 Uhr die letzte und spätestens früh um 05.00 Uhr die erste Ration Heu verteilen. Natürlich gibt es inzwischen auch moderne Hilfsmittel wie Heunetze oder Futterautomaten, allerdings verursachen sie Kosten und/oder Zeit.

Wir verteufeln nicht-artgerechte-Boxenhaltung, kritisieren fehlende Bewegungsmöglichkeiten, füttern 1000 verschiedenste Zusatzfutter und kaufen unzählige, teils nutzlose Dinge für unsere „Lieblinge“.

Warum füttern wir unsere Pferde nicht einfach artgerecht?

Weil Magengeschwüre nicht sichtbar sind?
Weil Pferde bei Schmerzen nicht schreien?
Weil Pferde trotz Schmerzen Ihr Bestes geben, so lange es irgendwie geht?
Weil es uns egal ist?
Oder eher, weil es für sparsame Stallbetreiber und Burnout-gebeutelte Besitzer zu viel Arbeit macht und mehr kostet?

Wie nicht nur Studien inzwischen feststellen, bergen übermäßige Pausen bei der Futteraufnahme das Risiko von Schmerzen, Leiden und gesundheitlichen Schäden. Sogar ein deutsches Gericht hat aus diesem Grund in seinem Urteil bestätigt, dass sichergestellt sein muss, dass die maximale Dauer einer Futterpause vier Stunden beträgt und die Dauer der Futteraufnahme mindestens 12 Stunden betragen muss“ (2019, Aktenzeichen RN 4 K 17.1298, Verwaltungsgericht Regensburg).

Braucht es denn erst harte Gerichtsurteile, um die Bedürfnisse unserer Lieblinge zu erkennen?
Braucht es erst Strafen, um die Profitgier Einzelner einzuschränken?

Harte Worte!
Aber mal ehrlich: es geht schließlich hier um unsere Pferde!

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