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DILEMMA HUFSCHMIED

Ein heikles Thema, das doch so wichtig ist,
denn “Ohne Huf – kein Pferd”
– dieses alte Sprichwort ist sicher allen Pferdefreunden ein Begriff.

Früher war alles einfacher: Waren die Hufe fällig, kam der Schmied. Er gehörte zu jedem Dorf und war der Mann für Alles. Waffen oder Pflugherstellung, Wagenräder- und Metallbearbeitung, Reparatur der Ackergeräte und ganz nebenbei natürlich die Bearbeitung der Hufe – egal ob beschlagen oder barhuf. Sinn der Hufbearbeitung ist schon seit Jahrhunderten, die Hufe der Nutztiere vor zu starkem Abrieb zu schützen und das Berufsbild hat sich in so langer Zeit kaum verändert. Der permanente Abriebschutz hat sich mit dem Aufkommen der Sport- und Freizeitreiterei allerdings relativiert, der Beruf Hufschmied ist heute wohl eine eher seltene Zunft. Gute Schmiede können sich deshalb meist vor Aufträgen kaum retten.

Heute hat auch jeder Pferdebesitzer die Möglichkeit abzuwägen, wem er die Hufe seines Lieblings anvertrauen möchte: Hufschmied, Huftechniker, Hufpfleger, Huforthopäde, Hufheilpraktiker…… Vor lauter Fachleuten weiß mancher Pferdebesitzer nicht mehr an wen er sich wenden soll und sieht oft den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Gesunde und korrekt bearbeitete Pferdehufe sind ein wichtiger Baustein, ein Pferd bis ins hohe Alter gesund zu erhalten. Werden Pferdehufe vernachlässigt, kann es zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen kommen. Schon ein unbehandelter Hufabszess, ausgelöst durch ein kleines Steinchen im Huf, kann für das betroffenen Tier erhebliche Schmerzen bedeuten, die sich oft in deutlicher Lahmheit äußern.

Egal ob Freizeit- oder Reitsport, ein gesunder Huf ist immer ein wichtiger Teil des Erfolges!

Bei der heutige Boxenhaltung nutzen unsere Pferde ihre Hufe meist nicht in optimaler Weise selbst ab und benötigen daher alle sechs bis acht Wochen eine professionelle Hufbearbeitung. Die Hufe werden ausgeschnitten, die Zehen entsprechend gekürzt.

Hufaufbau

ABER WIESO BRAUCHEN PFERDE ÜBERHAUPT HUFEISEN?

Der Grund ist simpel: Reit- und Arbeitspferde nutzen im Gegensatz zu Wildpferden ihre Hufe schneller ab, vor allem dann, wenn sie auf asphaltierten oder steinigen Wegen unterwegs sind oder schwere Lasten tragen oder ziehen müssen. Zum Schutz werden Eisen unter die Hufe genagelt. Das ist etwa alle sechs bis acht Wochen notwendig. Bei einigen Pferden ist die Hornqualität generell für das Barhuflaufen nicht ausreichend oder es müssen Fehlstellungen korrigiert werden.

Für Pferdebesitzer ist die Entscheidung für oder gegen Hufeisen schon fast zu einer Gewissensfrage geworden und wird in vielen Ställen heiß diskutiert. Ein guter Schmied berät über Vor- und Nachteile aller Optionen und handelt dabei nicht nur profitorientiert, sondern orientiert sich idealerweise an den Bedürfnissen seiner Kunden und dem Wohl der Pferde.

Heiß- oder Kaltbeschlag?

Ob ein Pferd heiß oder kalt beschlagen wird, ist meist eine Frage des notwendigen Aufwands, das Eisen anzupassen, sowie der vorhandenen Hornsubstanz. Wenn am Hufeisen große Änderungen vorgenommen werden müssen, kann es manchmal besser sein, dieses zu erhitzen, da es dann einfacher zu bearbeiten ist. Braucht man an der Grundform des Eisens nicht viel zu verändern oder ist das Pferd beispielsweise sehr empfindlich beim Anlegen des heißen Eisens (aufbrennen), kann es auch kalt angepasst werden.

„Heißes Eisen schont den Bearbeiter, kaltes Eisen den Huf!“
Ob das alte Sprichwort stimmt, muss wohl jeder für sein Pferd selbst entscheiden.

Hufschmied oder Hufpfleger?

Seit der Änderung des Hufbeschlaggesetzes im Jahr 2006 kann in Deutschland jeder Hufschmied, -techniker, -pfleger, oä. werden – egal ob Bäcker, Bankfachmann oder Frisör. Er muss lediglich an einer der vielen Aus- oder Fortbildungen teilnehmen und kann anschließend sofort als „Fachmann“ loslegen. Eine klassische Lehre gibt es bei uns – anders als z.B. in Österreich – nicht.

Wer das Handwerk Hufschmied lernen will, braucht eine abgeschlossene Berufsausbildung, dann ein zweijähriges Praktikum in einer staatlich anerkannten Einrichtung sowie mehrmonatige Lehrgänge und am Ende eine Prüfung.
Schmiede unterstützen den Bewegungsapparat der Pferde durch die Verwendung von Hufeisen oder weiteren geeigneten Maßnahmen, z.B. das Ausschneiden von Barhufen. Zudem sind erfahrene Hufschmiede therapeutisch tätig. Sie haben orthopädisches Fachwissen und kümmern sich um Stellungsfehler oder Hufkrankheiten, etwa indem sie spezielle Beschläge anbringen und so den Heilungsprozess unterstützen. Der Job ist anstrengend, erfordert Kraft, ein gutes Auge, handwerkliches Geschick und natürlich einen guten Draht zu den Tieren. In dieser Branche gibt es heute leider nur noch wenig Nachwuchs.
Einen guten Hufschmied sollte jeder Pferdebesitzer schätzen, pflegen und möglichst lange behalten.

Im Gegensatz zum Schmied bearbeitet ein Hufpfleger nur die Hufe unbeschlagener Pferde und sorgt dafür, dass dadurch der Bewegungsapparat des Pferdes unter Berücksichtigung der natürlichen physiologischen Funktionen des Hufes möglichst lange gesund erhalten bleibt. Auch die Arbeit des Hufpflegers umfasst die Stellungskorrektur, das Kürzen der überschüssigen Hornsubstanz sowie das Ausbalancieren des Hufes. Hufpfleger dürfen zwar nicht mit Eisen beschlagen, können aber Hufschuhe anpassen und achten ebenso wie ihre staatlich geprüften Kollegen auf beginnende Krankheitszeichen. Die Ausbildungszeit eines Hufpflegers beträgt meist 6 Monate.

Wie sollten gute Hufe aussehen und woran erkennt man sie?

Gute Pferdehufe sehen von oben betrachtet gleichmäßig-rund aus und fühlen sich glatt an. Unebenheiten, Dellen, Rillen und Verfärbungen des hellen Hufhorns lassen meist Rückschlüsse auf Hufbeschwerden des Pferdes zu. Die Zehe sollte weder zu lang sein, was die Pferde zum Stolpern bringen könnte (bzw. oft zum Verlust eines Hufeisens führt), noch zu stark abgenutzt. Von unten betrachtet ist die “weiße Linie” am äußeren Rand des Hufes idealerweise gut sichtbar und zusammenhängend. Darin, wie auch im gesamten Huf sollten nach dem Reiten keine kleinen Steinchen oder Ähnliches verbleiben, um Verletzungen des Hufes vorzubeugen. HUFE AUSKRATZEN!

Neben der weißen Linie ist bei gesunden Barhufern ein stabiler und ausreichend breiter Tragrand zu erkennen. Das Hufhorn wünscht man sich fest, gesund und robust. Der Strahl ist bei Hufen in gutem Zustand ausgeprägt, fest und riecht neutral. Ein unangenehmer Geruch auf der Unterseite des Hufes deutet meist auf eine Krankheit wie zum Beispiel Strahlfäule hin.

Wenn das Pferd Hufeisen trägt, sollten diese dem Pferd optimal angepasst sein. Lockere, sich ablösende Hufeisen stellen für Pferde und Reiter eine gesundheitliche Gefährdung dar, die möglichst schnell behoben werden muss. Eine gute Hufhornqualität ist dem Pferd bis zu einem gewissen Grad hin angeboren und ein Pferdebesitzer kann sich glücklich schätzen, wenn sein Pferd von Natur aus gute Hufe mitbringt. Falls das Pferd eine weniger gute Hornqualität hat, kann man die Hufgesundheit mit zusätzlichen Futtermitteln unterstützen.

Auswahl des geeigneten Experten

Insgesamt ist die richtige Hufbearbeitung eine komplexe Angelegenheit, mit der viel für das Pferd und dessen Gesundheit getan werden kann. Entsprechend kann jedoch ein „Pfuscher“ genauso viel Schaden anrichten. Bei der Auswahl eines geeigneten Experten ist es daher ratsam, zunächst genaue Erkundigungen einzuholen und besonders vorsichtig sein, wen man an die Hufe seines Pferdes lässt. So unterschiedlich wie unsere Pferde, so unterschiedlich sind auch die Hufbearbeiter und -schmiede. Jeder hat eine andere Meinung, eine andere Ausbildung und einen anderen Kenntnisstand. Da wird die Auswahl nicht leicht!

Unsere wichtigsten Tipps für eine gute Hufgesundheit

  • Artgerechte Pferdefütterung:
    Ein Pferd braucht ausreichend Rauhfutter in guter Qualität, eine dem Nährstoffbedarf angepasste Menge an Kraftfutter und eine entsprechende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Eine gute Nährstoffversorgung, die sowohl einen Überschuss als auch einen Mangel ausschließt, sorgt für eine gesunde Darmflora, ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis und ist die Grundlage für stabile und widerstandsfähige Pferdehufe.
  • Die richtige Haltung:
    Achten Sie darauf, dass die Einstreu im Stall immer trocken und sauber und das Stallklima nicht zu feucht oder stickig ist. Stroh eignet sich in den meisten Fällen besser als Untergrund als Sägespäne, die Hufe schnell austrocknen könnten. Stehen die Pferde 24 Stunden auf der Weide, sollte ihnen bei sehr nasser Witterung ein trockener Unterstand zur Verfügung stehen, damit sie nicht zu lange auf schlammigem Boden stehen müssen. Wichtig für die Gesundheit unserer Pferde ist natürlich auch angemessene Bewegung. Wird das Pferd viel bewegt, kurbelt das die Durchblutung der Hufe an und beugt Erkrankungen vor. Überbelastung sollte aber natürlich auch vermieden werden.
  • Eine angemessene Hufpflege:
    Tägliches Hufe Auskratzen ist für jeden Reiter ein Muss. Dabei können Sie die Hufe auch auf kleine Steinchen oder Veränderungen der Hornstruktur kontrollieren. Je früher man Anzeichen für einen ungesunden Pferdehuf entdeckt, desto besser und schneller können eventuelle Hufkrankheiten behandelt werden. Sollte Horn abgebrochen sein, kann man dies vorsichtig abraspeln. Sind die Hufe stark verschmutzt, müssen sie mit klarem Wasser und einer Bürste gereinigt werden. Steht das Pferd viel im Stall und nicht etwa auf einer feuchten Wiese, sollten die Hufe täglich kurz gewässert werden, um eine Austrocknung der Hufe zu vermeiden.
  • Herstellung einer guten Hufsituation:
    Fehlstellungen im Pferdehuf, falsche Beschläge und eine fehlerhafte Hufbearbeitung können Hufkrankheiten auslösen. Eine gute Hufsituation ist absolut wichtig und sollte von jedem Besitzer ausreichend beachtet werden. Fehlstellungen müssen zeitnah korrigiert werden, denn eine falsche Hufstellung kann zahlreiche Probleme am gesamten Bewegungsapparat hervorrufen. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Tierarzt oder Ihrem Hufschmied und lassen Sie inkorrekte Hufstellungen rechtzeitig abklären.

Mit einer gesunden Einstellung wird aus dem „Hufschmied-Dilemma“ kein „Huf-Dilemma“.

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