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Boxenhaltung im Winter - Bewegungsmangel vorprogrammiert?

Haben Sie draußen wirklich schon mal ein Pferd gesehen, das missmutig drein blickt, wenn es kühler wird oder sogar Schnee fällt?

Piroppo im Schnee

Ganz ehrlich! Nicht wirklich, oder?

Pferde lieben kühle Temperaturen, freuen sich sogar, wenn der Winter kommt und genießen die fliegenfreie Zeit mit frischer, klarer Luft. Schließlich tragen Tiere im Gegensatz zu uns Menschen ein schützendes Fell – zumindest unter der Voraussetzung, dass wir dies nicht geschoren haben, oder die Tiere krank sind.

Allgemein ist ja bekannt, dass Pferde Fluchttiere mit einem hohen Bewegungsbedarf sind. Insbesondere in der bewegungsarmen Jahreszeit wird dies jedoch zum Problem, da meist keine Weidefläche zur Verfügung steht und der Auslauf durch überfrorene Böden stark eingeschränkt ist. Weder auf dem Paddock, noch im Offenstall bewegen sich unsere Vierbeiner im Winter ausreichend, um wirklich ausgelastet zu sein. Auch eine wöchentliche Trainingseinheit kann diesen natürlichen Bewegungsmangel keinesfalls ausgleichen. Während sich unsere Pferde im Sommer bis zu 16 Stunden am Tag bewegen und auf den Koppeln (meist fressend im Schritt mit gesenktem Kopf) teilweise bis zu 11 Kilometer zurücklegen, stehen sie im Winter überwiegend im Stall , werden oft nur wenig bewegt und vor dem Reiten gar nicht oder nur schlecht aufgewärmt.

Kalte Temperaturen – Knackige Pferde

Wir Menschen nehmen Temperaturunterschiede komplett anders wahr – unsere Haut ist nackt und bloß wenn wir keine Kleidung, schützende Handschuhe oder eine warme Mütze tragen.  Wir bekommen Gänsehaut, unsere Zähne fangen an zu klappern, wir frieren wenn der Wind weht. Unser Körper fängt an zu zittern, um sich warm zu halten. Leider haben wir Menschen kein Fell! Deshalb wohnen wir heute auch in Häusern mit Heizung und tragen nicht nur schicke, sondern auch wärmende Kleidung. Selbst die Urmenschen zogen sich in schützende Höhlen zurück, machten Feuer zum Wärmen und Kochen und trugen Felle zum Schutz vor Kälte. Pferde genießen die kalte Jahreszeit weitaus mehr als wir heizungsverwöhnten Weichlinge. Wer einmal Pferde beobachtet, die morgens in den Schnee entlassen werden und sich auf der Winterkoppel austoben, sieht keine zitternden Lebewesen  sondern begeisterte Sportler, die ihre Lungen mit frischer Luft füllen und die Muskeln bei wilden Galoppsprüngen spielen lassen. Sie können es kaum erwarten, dass endlich Strick und Halfter entfernt werden, damit sie ihrer Lebensfreude Ausdruck verleihen können.

Bei uns ein Muss: Der tägliche Koppelgang

Nicht immer einfach zu erfüllen, aber für uns ein wichtiges „Muss“ ist der tägliche Koppelgang für unsere Lieblinge bei jedem Wetter. In unserem Stall haben wir genügend Außenflächen, so dass sich jedes unserer Pferde ganztags draußen austoben kann. Natürlich reagieren wir in Ausnahmefällen wie Sturm, Platz- oder Eisregen immer auf das aktuelle Wettergeschehen und sind in der Lage, kurzfristig und schnell zu handeln. Egal ob jung oder alt, Pferde sind absolut keine „Höhlenbewohner“ und früher oder später leiden sie darunter, wenn sie immer nur in der Box stehen. Gerade in den Wintermonaten, in denen die Auslaufflächen ohnehin begrenzt sind, ist das sicher nicht immer einfach zu erfüllen.
In unserem Stall ist es ein No-Go, ein gesundes Pferd den ganzen Tag einfach nur in eine Box abzustellen und abstumpfen zu lassen, denn die Folgen können verheerend sein!
Die Folgen eines Bewegungsmangel sind vielfältig und reichen von Verspannungen, Boxenlaufen, Verhaltensauffälligkeiten, Schmerzen, Unlust, Apathie sogar bis hin zu Hufrehe.

Reiterin_Schnee

Abhilfe kann so einfach sein – einfach für Ausgleich sorgen!

Fakt ist: Das Pferd „mal kurz“ auf die Kraterlandschaft des Paddocks zu stellen und ein Training pro Woche sind nicht artgerecht. Stattdessen sollte das Pferd täglich angemessen mit ausreichender Erwärmung bewegt werden. Lange Spaziergänge durch den Winterwald und ausgedehnte Ausritte sind bei schönem Wetter auch sehr angenehm. Doch auch bei schlechtem Wetter sollte man seinem Pferd so lange wie möglich freien Auslauf auf einem sandigen Untergrund gönnen und am besten mit etwas konzentrierter Boden- und /oder Longenarbeit kombinieren. Selbst bei zwei Stunden Bewegung täglich liegt immer noch eine 92%ige Bewegungseinschränkung vor, das sollte sich jeder Pferdefreund stets vor Augen halten. Und auch beim Training gilt: Weder reines Schritt reiten, noch eine Stunde straffes Traben und Galoppieren entsprechen dem natürlichen Bewegungsablauf.
Insbesondere bei vorwiegender Boxenhaltung kann nur die abwechslungsreiche Kombination aus (möglichst ganztägigem) Auslauf auf gutem Boden, langen Spaziergängen, entspanntem und auch anstrengendem Reiten und intensiver Boden-und Longenarbeit den sommerlichen Koppelgang ersetzen.

Bei uns steht das Wohl der Pferde, nicht der Gewinn oder Erfolg im Vordergrund!

  • Unsere Lieblinge, die im Sommer große Leistungen im Gelände, beim Toben auf der Weide oder sogar auf  Turnieren vollbracht haben, werden im Winter plötzlich in kleine, dunkle Boxen gesperrt, können sich kaum noch bewegen und werden eventuell aus Zeitgründen sogar zu wenig bewegt. Kein Wunder also, wenn Pferde dann unruhig werden und nicht wissen, wohin die vorhandene Energie soll.
  • Pferde sind reine und spezialisierte Lauftiere, die Krankheiten unterschiedlichster Art ausbilden, wenn sie längere Zeit unterfordert sind und unnötig geschont werden.
  • Die Lungen unserer Pferde lieben saubere Luft und dies in einer Form, die ganz einfach zu erhalten ist, nämlich draußen! Wer sich und sein Pferd sorgfältig aufwärmt, die Sehnen und Muskeln gleichzeitig mit hervorragendem Sauerstoff versorgt, hat schon viel für die Gesundheit des Körpers getan. Dunkle, stickige und sehr staubige Boxen und Reithallen verleiten die Pferdelungen schneller zum Husten als uns lieb ist. Feinstaub und gröbere Schmutzpartikel in der Luft verstopfen langfristig die Lungenbläschen. Klare Winterluft ist besonders nach einem Schneefall sauber und reinigt die Lungen.
  • Uns macht es traurig, dass Pferde in vielen Ställen dieser Welt immer noch den ganzen Tag nur in der Box stehen und nur kurz  zum Reiten oder Training herauskommen, während in Seminarräumen fleißig gelernt wird, das Pferde Herdentiere, Steppentiere, Lauftiere etc. sind.

Für uns ist eine ausschließliche Boxenhaltung nicht professionell, selbst wenn man dadurch den Profit steigern kann!

Bei uns kann der Winter unbesorgt kommen

Wir haben in unseren Außenbereichen bestens vorgesorgt!

  • Vor Einbruch des Winters pflegen wir unsere Außenanlagen und ziehen die Untergründe glatt um eventuelle Stolperfallen auf  später gefrorenen Böden zu vermeiden.
  • Wir haben spezielle Sandböden mit wasserableitendem Unterbau, auf denen Wasser besonders schnell abfließen kann. Außerdem werden bei uns alle Außenbereiche täglich abgemistet!
  • Unsere Tränken auf Paddocks und Koppel sind beheizt und werden täglich kontrolliert. So haben unsere Pferde auch im Winter bei Eis und Frost immer frisches, temperiertes Wasser.
  • Bei uns gehen die Pferde nie hungrig auf die Koppeln oder Paddocks! Erst nach einem ausgiebigen Frühstück mit ausreichend gutem Heu, sind unsere Lieblinge für den Weg nach draußen gestärkt. Schließlich geht es uns Menschen nach einem ausgiebigen Frühstück auch besser.
  • Natürlich füttern wir auch in unseren Außenbereichen mehrmals täglich qualitativ hochwertiges Heu.  Um die Flächen, aber auch unser Rau­futter nicht zu verunreinigen, verfügen unsere Außenflächen über große Tröge und Raufen, in denen wir das Raufutter vorlegen, so dass die Pferde immer genügend trockenes Heu zu Fressen haben.

Geschützt vor unliebsamen Überraschungen und eingestellt auf kalte Temperaturen kann bei uns der ungetrübte Winterspaß kommen!

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